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Wer ist diese Filterbubble? Teil 1

Was ist die Filterbubble?

Sie geistert durch die kritischen Zeitungskommentare. Sie scheint böse zu sein. Doch wer oder was ist diese vermaledeite Filterbubble oder auch Filterblase? Wenn ich den Begriff höre, assoziiere ich Seifenblasen und die sind doch eigentlich harmlos? Lachende Kinder, Sommer, grüner Rasen und weg ist sie…

Die Diskussion rund um die Filterblase ist schon älter als man gemeinhin annimmt. Es ist wahrscheinlich einer der wichtigsten Einflüssen auf die Kulturtechnik des Verstehens und Verarbeitens der unglaublichen Informationsflut im Informationszeitalter, sowie ganz grundsätzlich auf das Kommunizieren und damit das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschheit. Klingt unglaublich dramatisch. Genau darum versuche ich dir hier einige Informationen und Meinungsansätze über das Thema zusammenzustellen. Diese Artikel-Reihe beschäftigt sich mit der Definition und der Funktion der Filterblase, mit den Auswirkungen auf dich persönlich und deine Umwelt, wie du damit umgehen kannst und wie du die Auswirkungen für dich einschätzen und managen kannst. Ich hoffe, dass du dir danach einfacher eine Meinung bilden kannst.

Der Begriff

Die Filterblase beschreibt in sich eigentlich nur deine Position in der globalen Veränderung des Medienmarktes und dem Umbruch in der Kommunikation an sich. Es ist vielleicht auch mehr ein Zustand als ein Ort. Er entsteht, wenn geheime Algorithmen die Informationen, die dich jeden Tag persönlich erreichen, nach geheimen Kriterien vorsortieren und dir nur noch den Teil präsentieren, von dem der Schöpfer des Algorithmus möchte, das er dich erreicht. Es kann auch sein, dass du ganz aktiv irgendwo in den Einstellungen von sozialen Netzwerken oder Apps bereits bewusst oder unbewusst begonnen hast Informationen wegzulassen, zu filtern oder ihnen mit technischen Hilfsmitteln mehr oder weniger Gewicht in deinem Alltag bzw. deinem Newsfeed zu geben.

Die Filterblase gibt eigentlich schon seit Menschen sich der Technik bedienen, Informationen zu verteilen und zu vervielfältigen. Zeitungsredaktionen zum Beispiel haben schon vor dem Internet Informationen gefiltert, aufbereitet und dir mehr oder weniger politisch gefärbt zugänglich gemacht. Es ist auch ganz in Ordnung, wenn ein solcher Auswahlprozess stattfindet und Journalisten rund um die Welt versuchen mehr oder weniger wichtige Informationen und Ereignisse anderen Menschen kurz und zusammengefasst zu erklären oder sie über Umstände von Ereignissen zu informieren. Bei der Filterblase-Diskussion geht es heutzutage eher darum, wieviel du überhaupt von diesem Prozess mitbekommst und damit selber die Entscheidungsgewalt über das Konsumieren von Informationen behältst.

Gefährlich oder unbequem wird es, wenn du als Nutzer nicht mehr verstehen kannst oder bemerkst, dass dich geheime Mechanismen beeinflussen. Zum Beispiel haben soziale Netzwerke ein grosses Interesse daran, dass du dich wohl und ernstgenommen fühlst solange du dort Zeit verbringst. Denn je besser du dich fühlst, je besser wirst du auf die eingeblendete Werbung reagieren und desto besser und teurer kann dies Werbetreibenden verkauft werden. Also tendieren die Algorithmen dazu, dir nur noch Inhalte vorzuschlagen, die du magst, die du als positiv wahrnimmst oder die dir deine bereits vorhandene Meinung bestätigen. Kontroverse oder andere Ansichten über die Welt, auch wenn sie sogar von deinen Freunden stammen, werden eher ausgeblendet. Du bewegst dich dann plötzlich in einer „Wohlfühlblase“ – der Filterblase. Damit beeinflusst dieser Filtermechanismus unterbewusst deine Meinung über Geschehnisse, Politik oder über Produkte. Durch das Wiederholen von deinen präferierten Inhalten bestätigt dich die Filterfunktion in deiner Denke und regt dich nicht zum Hinterfragen von Vorgängen oder Informationen an. Stichwort Fake-News oder Wissen über kontroverse Themen wie Flüchtlinge, Weltpolitik oder den gesellschaftlichen Konsens im Allgemeinen. Dieses Wiederholen und Bestärken deiner schon vorhandenen Ansichten wird „Echokammer“ genannt. Ausgehend von deinen Interaktionen bekommst du weitere ähnliche Antworten und Inhalte präsentiert, du verlierst damit ein Teil der Informationen um dir eine ausgewogene Meinung zu bilden. Dies wiederum kann das demokratische Zusammenleben empfindlich beeinflussen. Und du wirst zum glücklich sabbernden Baby mit schokoladenverschmiertem Mund. Du musst nur noch schlucken, denken tun andere für dich.

Kurz gesagt:

Die Filterblase ist eine Bezeichnung für den Umstand, dass du die Informationen und Nachrichten, welche dich täglich erreichen, von jemand anders vorsortieren lässt. Oft hat dieser Andere partikulare Interessen, dir nur noch ein bestimmtes Muster an Informationen zukommen zu lassen, um dich auf eine für ihn günstige Weise zu beeinflussen. Und wenn dich zusätzlich eher nur noch Nachrichten erreichen, die deine sowieso schon vorhandene Meinung bestätigen und dich dabei in deiner Denke bestätigen und dir nicht helfen dich und deine Positionen regelmässig zu überdenken oder zu hinterfragen, dann befindest du dich in einer Echokammer. Du bewegst dich nicht mehr in einer pluralen Realität sondern eben in deiner „Blase“ wo alles nur noch nach deinem Gusto läuft. Schön für dein Ego, schön für den, der dich so beeinflussen will aber schlecht für ein gesellschaftliches Zusammenleben und schlecht für deinen sozialen Skills. Warum? Wenn für dich alles ausgeblendet wird, was du eher als negativ empfindest, dann wirst du irgendwann zu einem ziemlich ignoranten Menschen. Deine Weltsicht könnte ziemlich einseitig geraten, wenn du es zulässt, dass Parteien, Firmen, die Produkte oder Dienstleistungen verkaufen wollen, oder gar kriminelle Vereinigungen deine Unvorsichtigkeit in sozialen Netzen ausnutzen oder sogar sich in deinen Newsfeed einkaufen durch Marketing-Agenturen oder gesponserte Beiträge, die nur sehr unscheinbar als solche gekennzeichnet werden. Du hast damit keine Sicherheit mehr, dass z.B. Journalisten nach fairem Kodex und mit Ausbildung und Erfahrung die Informationen für dich aufbereiten, mit Gegendarstellung von anders Denkenden versehen und mit Hintergrundinformationen und Recherche aufwerten. Du konsumierst irgendwann womöglich nur noch Bullshit, den Hinz und Kunz aus ganz perfiden Interessen geschrieben haben können. Du kannst auch nicht mehr wirklich überprüfen, ob diese Informationen einer Wahrheit entsprechen oder nicht. Du musst blind vertrauen. Und ich glaube, dass ist dir als vernünftig denkender Mensch hoffentlich wirklich nicht geheuer.

Das war jetzt zum Einstieg eine vereinfachte Darstellung. Ob die Filterblase nur schlecht ist oder auch ihre guten Seiten hat, ob du sie ausschalten kannst und was sie mit unserer Gesellschaft macht, das erfährst du bald in der Fortsetzung. Wenn diese nicht verpassen willst, dann hast du die Möglichkeit, diesen Blog hier zu abonnieren. Als ganz bewusst eigene Entscheidung.

 

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